Eine Momentaufnahme aus Galapagos


«Ama la vida» – Liebe das Leben. Diese Aussage erhält auf den Galapagos Inseln eine ganz neue Bedeutung. Hier werden Mensch und Tier eins und es scheint, als würde die Zeit für einen Moment stehen bleiben. Die traumhaften Vulkaninseln bieten eine Vielfalt, die weltweit einmalig ist. Doch wie sieht es eigentlich momentan vor Ort aus? Wir haben mit Cornelia, einer Schweizer Auswanderin gesprochen. Sie berichtet uns mehr über die aktuelle Lage.
Wie erlebst du den Tourismus aktuell bei dir bzw. auf Galapagos?
Am 16. März 2020 wurden aufgrund der Pandemie die Grenzen nach Ecuador geschlossen. Der Tourismus wurde total gestoppt. Galapagos, wo ich wohne, war gesperrt. Nicht mal einheimische Bewohner, und Bewohnerinnen welche auf der Insel leben, durften zurück. Ich selbst bin in der grossen Hafenstadt Guayaquil mit meiner Familie über zwei Monate stecken geblieben. Ende Mai durften wir dann endlich nach Hause und im Juli wurde Galapagos wieder für den Tourismus geöffnet. Ausserdem kamen wieder internationale Flüge nach Ecuador. Seit August haben wir wieder regelmässig Flüge nach Galapagos und seit Oktober wieder jeden Tag, mit einer Kapazität von ungefähr 140 Passagieren pro Flugzeug.
Obwohl die Inseln wieder offen sind gibt es sehr wenige Touristen. Galapagos ist eine internationale Reisedestination. Wir leben hier mehrheitlich von ausländischen Touristen, fast die Hälfte davon kommen aus den USA, danach Europa. Aktuell stammen die meisten Besucher und Besucherinnen allerdings vom Ecuador Festland. Dies sind oftmals Freunde und Verwandte von Einheimischen und können somit also nicht als «echte Touristen» bezeichnet werden. Zwischen Juli und Dezember 2020 registrierte Galapagos rund 9'000 Besucher und Besucherinnen, während es im 2019 in der gleichen Zeitspanne rund 140'000 Besucher und Besucherinnen waren. Die Bevölkerung von Galapagos lebt praktisch ausschliesslich vom Tourismus. Weniger Reisende bedeutet auch weniger Einnahmen für den Nationalpark und weniger Geld für die Bekämpfung invasiver Arten oder zur Kontrolle der Wilderei. Ein Vorteil ist, dass das Land und die Inseln mit dem «Safe Travel Award» ausgezeichnet wurden. Das ist natürlich ein grosses Plus, da sich die Reisenden hier sicher fühlen und endlich mal wieder das Leben abseits Corona geniessen können.
Die lokale Ökonomie ist total zum Stillstand gekommen. Viele Reedereien, Hotels und Restaurants mussten Konkurs anmelden, viele Leute haben dadurch ihre Arbeit verloren. Hunderte sind «ausgewandert», gingen zurück ans ecuadorianische Festland, wo sie Familien haben und das Leben günstiger ist. Es gab Mangel an Versorgung, die Bewohner und Bewohnerinnen organisierten sich über Tauschhandel: ein Brot gegen zwei Pfund Tomaten, etc. Viele Haushalte haben angefangen, selber Gemüse anzubauen. Die Alteingesessen sagen, es sei wie vor 50 Jahren, als die ersten Bewohner und Bewohnerinnen kamen und Geld noch keine Rolle spielte. Man hat selber angepflanzt und gefischt, die Inseln gaben einem, was man zum Überleben brauchte. Natürlich waren damals viel weniger Mäuler zu füttern als heute und man hatte nicht die Verantwortung für weitere Mitarbeitende sowie die Schulden von einem eigenen Unternehmen. Doch die Ecuadorianer und Ecuadorianerinnen sind einfallsreich und arbeitstüchtig, sie finden immer eine Lösung und kämpfen, auch wenn die Lage noch so schlecht ist.
Wie empfindest du den Umgang mit den Massnahmen gegen Covid-19?
Ich finde die Massnahmen gut. Ecuador hat von Anfang an sehr radikal reagiert. Wir hatten Ausgangssperren und die Fahrzeuge durften laut Autonummer zirkulieren. Wir haben auch jetzt noch konstante Maskenpflicht. In einem südländischen Land, welche diese Distanz-Kultur nicht so kennt wie die Schweiz, ist es besser, die Massnahmen höher zu schrauben, damit die Leute langsam lernen, wie sich zu verhalten haben. Ausserdem ist das Gesundheitssystem hier sehr schlecht, deswegen hätte eine Überlastung fatale Folgen.
Es ist auch gut, dass die Touristen mit einem negativen PCR Test einreisen müssen. Es ist uns allen klar, dass diese Tests nicht zu 100% sicher sind. Wir wissen auch alle, dass man sich zwischen dem Test und der effektiven Einreise anstecken kann. Aber alle diese Massnahmen verringern das Risiko sehr und darum geht es doch schlussendlich. Galapagos war anfangs Juli Covid-19 frei, aber natürlich mit der Öffnung und Einreise der Touristen und lokalen Bevölkerung sind kleine Fehler passiert, weswegen wir zur Zeit wieder aktive Fälle haben. Ohne Massnahmen wären es jedoch extrem viel mehr.
Eine weitere Massnahme, welche jedoch dem Tourismus in Galapagos extrem helfen würde, wären Direktflüge vom Ausland, vor allem von Miami oder Panama. Das Tourismus-Ministerium wägt diese Möglichkeit zur Zeit ab, aber die Bürokratie ist sehr kompliziert.
Wie hat sich dein Unternehmen der aktuellen Situation angepasst?
Ich arbeite als freiberufliche Naturreiseführerin in Galapagos, was bedeutet, dass ich seit Februar diesen Jahres keine Arbeit mehr habe und somit auch keinen Lohn. Hier gibt es ungefähr 900 Naturreiseführer und -führerinnen, die alle von einem Tag auf den anderen ohne Arbeit da standen. Mein Mann hat ein eigenes Geschäft und obwohl dies nicht direkt mit dem Tourismus zu tun hat, können wir im Moment fast keine Aufträge verzeichnen. Es gibt keine zahlungsfähigen Kunden. Wir mussten aber zum Glück bis jetzt noch niemanden entlassen und kommen gerade so über die Runden. Denn darum geht es im Moment: die Zeit ohne grosse Verluste und Schulden zu überbrücken. Doch es ist schwierig, denn die Lebenskosten sind nicht geringer geworden. Deshalb habe ich nun meinen eigenen Garten und mache auch viel Brot, Joghurt, etc., welches ich dann mit Freunden gegen andere Lebensmittel tauschen kann. So können wir die Versorgungskosten auf einem Minimum halten.
Zudem gaben die Banken Kredite mit fünf Prozent Zinsen. Das ist bei uns etwas ganz besonderes, normal sind es zehn Prozent bis zwölf Prozent. Diese gab es nur an Unternehmen, die eine gute Kredit-Gläubigkeit vorweisen konnten. Privatberufliche, wie wir Naturreiseführer und -führerinnen, hatten keine Chance so einen Kredit zu bekommen.
Welche Chancen siehst du für die Region mit Ausblick auf die Zukunft?
Galapagos ist ein Ort, welcher wieder aufblühen wird, wenn die Pandemie vorbei ist. Diese unberührte Natur sowie die speziellen Tier- und Pflanzenarten, die man hier zu sehen kriegt, gibt es selten ein zweites Mal auf dieser Welt. Wer die Natur liebt und einen Einblick in unser Leben, unsere Evolution haben möchte, muss Galapagos einfach bereisen. Die Unterwasserwelt ist einzigartig! Überall, wo du ins Wasser springst, siehst du sofort Schwärme von Fischen. Die Tiere haben hier keine Angst vor uns Menschen, hier ist es noch möglich, ohne grossen Aufwand die Fauna hautnah zu erleben. Es ist wie eine andere Welt, weit weg von der Zivilisation und dem Stress.
Wir sind auch kein Ort für Massentourismus und dies wird in Zukunft noch mehr geschätzt werden. Wer möchte, kann ein Schiff für sich und seine Familie oder Freunde mieten und ganz privat die Inseln bereisen. Die meisten Schiffe haben eine Kapazität von 16 Passagieren. Es kann sein, dass man eine Woche hier um die Inseln fährt und keine weiteren Menschen sieht als die Schiffsmannschaft und die eigenen Passagiere. Dieser Privat-Tourismus ist sicher eine grosse Chance.
Welchen Tipp würdest du Reisenden auf die Galapagos-Inseln mit auf den Weg geben?
Unbedingt mit einem offiziellen Reiseanbieter buchen. Dies gibt die Sicherheit, eine Person vor Ort zu haben, die sich um die Einreisebewilligung kümmert und die aktuellen Bestimmungen im Auge behält.
Dann würde ich empfehlen, genug Zeit einzurechnen und wenn jemand Galapagos und Ecuador bereisen möchte, wäre es gut, zuerst nach Galapagos zu kommen, damit der PCR Test vom Ausland noch im Zeitlimit steht. Von Galapagos kann man ohne Probleme nach Quito reisen und dort noch einige Tage die Andenstadt besichtigen oder in den Urwald in eine abgelegene Lodge fahren. Auf Galapagos kann man entweder eine Woche auf ein Kreuzfahrtschiff gehen und jeden Tag eine andere Insel ansteuern oder, wer nicht so seetüchtig ist, kann in ein Hotel nach Puerto Ayora, Santa Cruz und von hier aus Tagestouren zu den nahegelegenen Inseln machen. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Bei der Ersten sieht man mehrere Inseln innert kürzerer Zeit, ist aber auf dem Schiff «gefangen» und bei der Zweiten kann man sich bisschen mehr bewegen, am Abend irgendwo im Dorf etwas essen oder alleine an den Strand gehen. Aber die Orte, welche man alleine besuchen kann, sind limitiert. Um die Kontrolle zu behalten muss praktisch überall ein Naturreiseführer oder -führerin mit, welche die Flora und Fauna erklärt, die Wege kennt und schaut, dass alle Regeln eingehalten werden.

Cornelia Besmer mit ihren beiden Söhnen in Ecuador
Cornelia Besmer stammt ursprünglich aus Winterthur. In Zürich absolvierte sie ihre Tourismusfachschule, bevor sie in Ecuador und Galapagos ein Praktikum machte. Dort verliebte sie sich nicht nur in die Inseln, sondern auch in einen Einheimischen. Seit 2007 lebt sie nun mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Puerto Ayora auf der Insel Santa Cruz in Galapagos. Seit 2017 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht, denn sie liebt die einzigartige Natur und möchte allen Besuchern diese Magie der Inseln sowie die Lebensfreude der Einheimischen weitergeben.
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