Ein weiterer Tag in Afrika
Das Okavango-Delta im Norden von Botswana ist ein Binnendelta, das mit über 20000 Quadratkilometern eines der grössten Feuchtgebiete Afrikas ist – und eines der tierreichsten. Über 1300 Pflanzenarten gibt es im Delta, das seit 2014 zum Unesco-Welterbe gehört. Wer über das Okavango-Delta liest, ist beeindruckt. Und wer es besucht, schockverliebt.
«Und ihr wisst ja: Morgen ist ein neuer Tag in Afrika!» Wayne strahlt. Er ist einer unserer beiden Guides auf dieser Tour durch Sambia, Namibia und Botswana und stellt uns jeden Abend, bevor wir uns in unsere Zimmer oder Zelte verkriechen, das Programm für den nächsten Tag vor. Als Bettmümpfeli sozusagen. Seine Ausführungen schliesst er jeweils mit demselben Satz – «tomorrow will be another day in Africa» wird für uns zum Reisemotto. Ein treffenderes gibt es nicht. Was uns erwartet, welche Begegnungen mit Menschen und Tieren möglich sind, wie schnell oder langsam wir vorwärtskommen ist nicht planbar. Wer diese Reise unternimmt, muss Überraschungen lieben. Das Positive vorweg: Es sind eigentlich immer gute.
A dream comes true …
Afrika habe ich lange in meinem Herzen herumgetragen. Darüber gelesen, davon geträumt. Mein Mann Geri und ich haben uns für eine geführte Reise durch Sambia, Namibia und Botswana entschieden. Mit weiteren zehn Reiselustigen fuhren wir im «Red Elephant», einem grossen, knallroten Truck, von Livingstone in Sambia über den Caprivi-Streifen in den Etosha-Nationalpark, nach Swakopmund, in die Namib-Wüste und über Botswana zurück nach Livingstone. Erklärtes Highlight dieser Reise: drei Tage im Okavango-Delta …
Hände ins Boot!
Aufgeregt sitzen wir im wackligen Mokoro, unserem Einbaum-Boot, das uns tief ins Okavango-Delta bringt. Das heisst, eigentlich bringt uns Patricia, eine junge Frau aus dem kleinen Dorf bei Maun, wo sich die Polling-Station, also das Tor ins Okavango-Delta, befindet. Barfuss und mit grossem Babybauch steht sie hinter uns auf dem Boot und balanciert gekonnt unsere Unsicherheiten aus. Ab und zu gibt sie Anweisungen: etwas mehr nach links sitzen, ein paar Zentimeter nach hinten rutschen und – unbedingt! – Hände im Boot behalten (!).
Temporäres Dorfleben
Unser Zeltlager haben fleissige Wichtel bereits vorbereitet: Im Kreis aufgestellt, bilden die Zelte ein eigenes kleines Dorf, die Feuerstelle in der Mitte dient als Kochstelle, Heizung und Busch-TV. Auch Toilette und Dusche sind bereits gegraben und installiert. Waynes Tipp: Immer den Fotoapparat auf die Toilette mitnehmen! Recht hat er: Nicht selten kommen Elefanten vorbei, die neugierig über unsere Zelte lugen.
Bushi-bushi in the bush
Unfassbar schöne Afrika-Tage liegen bereits hinter uns. Begegnungen mit grossen und kleinen Tieren, gefährlichen und harmlosen, auf dem Boden, im Wasser und in der Luft. Aber hier im Okavango ists anders. Näher, ursprünglicher und irgendwie so, als wären wir erst gerade in Afrika angekommen. Wir unternehmen jeden Tag lange Wanderungen. Sam, unser einheimischer Reiseleiter aus Maun, gibt Tipps, was für die Stunden in der Wildnis mitmuss, empfiehlt zudem dezente Kleidung und, natürlich, gutes Schuhwerk. Er selbst ist mit Sandalen unterwegs, die ihm drei Nummern zu klein sind … Aber Sam weiss nicht nur, wo man hintreten kann und wo besser nicht, er ist überhaupt ein wandelndes Lexikon! Keine Spur, die er nicht entziffern könnte, keine Pflanze, die er nicht kennt, keine Exkremente, die er nicht zuordnen kann. Und da sind sie dann: die Löwenspuren, nicht weit von unserem Zeltlager entfernt. Mir rutscht etwas das Herz in die Hose, mein Puls steigt. Doch Sam gibt Entwarnung: Der Löwe sei gemütlich unterwegs gewesen, allein, auch kein Jungtier dabei. Kein Problem also und alles gut. Na dann. Und doch sucht er für unser Bushi-bushi ein ganzes Weilchen nach einem geeigneten Plätzchen, von wo aus er die Ebene gut im Blick hat, währenddem wir uns in die Büsche verziehen. Safety first, man will ja gleich viele Touristen zurückbringen, wie man mitgenommen hat.
Ins Herz gebrannt
Oft stehen wir auf diesen Wanderungen einfach da und beobachten. Fast stundenlang. Die äsenden Zebras. Die kleine Elefantenherde, die Kleinsten gut beschützt in ihrer Mitte. Die Hippo-Familie, die sich tatsächlich aus dem Wasser getraut hat. Umgeben von diesem leichten Wind, der das Gras in sanften Wellen bewegt, umhüllt von der wärmenden afrikanischen Sonne, die alles in ein goldenes Licht tunkt. Ich erlebe diese Momente mit geschärften Sinnen, sie haben sich tief in mein Herz gebrannt.
Holeduuli-duliduuli
Abends am Feuer essen wir Umngqusho, Nelson Mandelas Leibgericht, lauschen dem Grunzen der Hippos, schauen in den afrikanischen Himmel und greifen nach der Milchstrasse. Dann beginnen unsere Begleiterinnen und Begleiter für uns zu singen und zu tanzen. Alle machen mit, die Alten und die Jungen und auch Patricia mit dem Babybauch. Spontan beschliessen wir, unseren afrikanischen Freunden auch etwas vorzutragen und entscheiden uns für «Deet äne am Bärgli». Den Refrain können alle beim zweiten Mal mitsingen und so tönt «Holeduuli-duliduuli» durch die Nacht. Ob der Löwe sicherheitshalber rechtsumkehrt machte? Es scheint so: Am nächsten Morgen finden wir keine neuen Spuren.
Einmal Afrika, immer Afrika
Ich denke viel an Afrika. An die Schulkinder in Swakopmund, die auf dem Pausenplatz für uns Saltos vorführten. An das Robbenkind, das inmitten einer Viertelmillion schwarzer Leiber in der Robbenkolonie bei Cape Cross verzweifelt nach seiner Mutter schrie. An die Erdmännchen, die den Garten unserer Lodge zum Abenteuerspielplatz erklärten. An die beiden Löwen, die sich im Etosha vor unseren Augen paarten. An das Oryx, das uns beim Abendessen interessiert auf den gedeckten Tisch schielte. Und an Patricia, die nun ihr Kind in den Armen hält. Another day in Africa – für uns bestimmt ganz bald wieder.
Über Sybille Brütsch-Prévôt
Ich bin Texterin, Korrektorin, Ehefrau, Mutter, Bald-Grossmutter, Hundenärrin, Vielleserin, Yogini, Parisienne – und ein Reisefüdli! Mein Mann Geri und ich leben in Uster und Paris und führen miteinander eine kleine, feine Textagentur in Zürich (www.wortstark-zuerich.ch). Unsere Selbstständigkeit gibt uns die Freiheit, dann und wann vom Ausland aus zu arbeiten – so waren wir 2021 ein Jahr lang als digitale Nomaden unterwegs, ein einmaliges Erlebnis! Viele Destinationen meiner persönlichen Bucketlist durfte ich schon entdecken, einige stehen noch drauf. Ganz zuoberst: weitere afrikanische Länder!
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