Antarktis – Absolute Wildnis am Ende der Welt
von Sven Aebersold
Startklar in Ushuaia
Nach einer längeren Anreise mit Stopover in Buenos Aires, erreichen wir die südlichste Stadt der Welt – Ushuaia. Von dort starten die meisten Schiffe, ob gross oder klein, in die Antarktis oder zur Kap-Hoorn-Umrundung Richtung Chile.
Unser Schiff wartet schon und wir beobachten die Unmenge an Ware, welche an Bord gehievt wird. Ausser auf den Falklandinseln, gibt es nirgends eine Möglichkeit um Vorräte aufzustocken.Erster Landgang
Nach einer zweitägigen Überfahrt setzen wir unsere, vom Seegang etwas wackligen Beine, zum ersten Mal wieder auf Festland. Die Falklandinseln, zu zweifelhaftem Ruhm gelangt durch den gleichnamigen Krieg zwischen Argentinien und England, bietet eine reiche Flora und Fauna. Da die Inseln noch nördlich der antarktischen Konvergenzzone liegen, sind die Temperaturen relativ mild. Der stete Wind sorgt aber dennoch für einen eher frostigen Chillfaktor.
Alter Kahn
Dieser Fischkutter hat schon bessere Zeiten erlebt und harrt am Ufer seiner Verwitterung. Falkland, wie auch alle kommenden Inseln, waren während Jahrhunderten Schauplatz gnadenloser Ausbeutung der Natur. Walfisch- und Robbenfang waren einträglich und wurden, ohne jegliche Weitsicht, bis fast ans Ende der jeweiligen Spezie ausgeübt.
God save the Queen
Natürlich dürfen auf den zu England gehörenden Inseln die typischen Telefonzellen nicht fehlen. Es gibt sogar einen roten doppelstöckigen Bus. Etwas überdimensioniert allerdings, denn darin findet gefühlt die halbe Bevölkerung Stanley's, der Hauptstadt Falklands, Platz.
Eine gute Frisur ist die halbe Miete
Ein weitaus interessanterer Bewohner der Falklandinseln ist dieses Kerlchen hier: der Rockhopper Pinguin. Wie sein Name schon andeutet, ist er ein Spezialist wenn es darum geht, steile Klippen hochzuhüpfen, um in geschützer Umgebung sein Nest zu bauen. Charakteristisch sind auch seine punkige Frisur und die roten Augen.
Schwarzbrauen-Albatros
Meine absoluten Lieblingstiere auf Falkland sind die Schwarzbrauen-Albatrosse. Mit der Augenpartie, die aussieht wie geschminkt, und einer Flügelspannweite von rund zwei Metern, ist er zwar nicht der grösste, aber bestimmt der schönste Vogel in dieser Gegend.
"Ewigi Liebi"
Albatrosse sind sehr treue Genossen und kommen jedes Jahr aufs Neue zusammen, um am immer gleichen Nistplatz ein Junges grosszuziehen. Während ein Elternteil auf Hoher See nach Nahrung sucht, sitzt der Partner geduldig im Nest und beschützt das Ei oder das schon geschlüpfte Küken.
Schwere See
Zwischen Falkland und Südgeorgien verbringen wir drei Tage in stürmischer See. Die Zeit wird mit spannenden Vorträgen verschiedener Experten verkürzt. Die Mahlzeiten und der Service sind ausgezeichnet. Schon bald kennt man das halbe Schiff und ist schnell beim "Du". Die Atmosphäre ist locker, man freut sich gemeinsam auf die weiteren Entdeckungen.
Tagesprogramm
Jeden Tag wird ein abwechslungsreiches Programm geboten. Die Vorträge können auch in der bequemen Kabine auf dem TV geschaut werden.
Der König der Pinguine
Auf Südgeorgien, einer zerklüfteten, rund 170 Kilometer langen Insel, treffen wir dann auf den Königspinguin. Eine Begegnung, die man wohl sein Leben lang nicht vergisst. Über 100'000 der Vögel schnattern um die Wette und nach kurzer Erschrockenheit über die rot leuchtenden "Ausserirdischen", verlieren sie bald ihre Scheu und inspizieren uns mit grosser Neugier.
Openair-Veranstaltung
Die unglaubliche Menge an Pinguinen, die Geräusche, Gerüche und die Naturelemente machen uns sprachlos. Wir geniessen dieses prachtvolle Spektakel.
Knuddeliger "Kaffeewärmer"
Die heimlichen Stars sind natürlich die Jungtiere, die mit ihren vollen Bäuchen kaum gerade stehen können und ungeduldig auf die Ankunft der Eltern warten. Sie haben die Angewohnheit, in der Kolonie herumzuspazieren, oder besser, zu torkeln. Eine Herkulesaufgabe für die Eltern, die Kleinen im Gewühl wiederzufinden. Mit unvergleichlichen Lauten rufen sie nach ihnen und finden sie schlussendlich mit ein wenig Geduld und Stehvermögen.
Tierisch
Stundenlang könnte man den Tieren zuschauen, wie sie interagieren. So wie dieser Königspinguin mit der jungen Robbe.
Grab Shakleton's
In Grytvyken, einer alten Walfangstation, liegt das Grab des berühmtesten Antarktis-Entdeckers, das von Sir Ernest Shakleton. Die Geschichte, wie er seine ganze Crew, ohne einen Mann zu verlieren, aus aussichtsloser Situation gerettet hat, ist einmalig. Dem Brauch, über dem Grab eine Flasche Rhum oder Whyskey zu öffnen und auf die Helden von damals zu trinken, folgen wir gerne.
Im Bild ist rechts unser Schiffskapitän, und links Reinhold Messner, einer der Lektoren.König der Lüfte
Der Wanderalbatros mit seiner Flügespannweite über drei Meter, ist ein Segler der Sonderklasse. Im Museum in Grytvyken ist ein mächtiges Exemplar ausgestellt. Neben dem "fedrigen Airbus A380 des Tierreiches" fühlt man sich doch eher klein.
Siesta
Die Bewohner von Südgeorgien sind froh, als wir zurück aufs Schiff übersetzen und so deren Schlaf der Gerechten wieder ermöglichen.
Auf gehts! – Richtung Antarktischer Halbinsel!
Wir fahren neben grossen Eisschollen, so gross wie ein Fussballstadion, vorbei, ins offene Meer hinaus. Nächster Halt ist die eigentliche Antarktis. Der Wind peitscht uns um die Ohren und wir wundern uns, dass ein Schiff nicht einfach so untergeht bei diesen Bedingungen. Der Kapitän, ganz relaxt, pfeift ein Liedchen auf der Brücke. Das beruhigt uns ungemein und wir lassen die Kräfte der Natur auf uns wirken.
Kunst am Ende der Welt
Sobald wir Fuss auf antarktisches Festland gesetzt haben, greift Hanspeter Fiechter, ein bekannter, mitreisender Maler, zu Farbe und Pinsel. Bei Wind und leichtem Schneefall versucht er das einzigartige Licht und die Dynamik der Natur auf Papier zu bringen.
Eislabyrinth
Unser Schiff bahnt sich vorsichtig den Weg durch ein Labyrinth von Eisschollen. Die Farben und Dimensionen sind faszinierend. Das Schiff wirkt wie ein Spielzeugboot neben den grössten Eisbergen.
Forschungsstation
Auf der argentinischen Forschungstation Almirante Brown angekommen, sehen wir, dass der Südpol immer noch über 2000 Kilometer entfernt ist. Unser Ausgangspunkt Ushuaia hingegen nur knapp die Hälfte...
Bye Bye Antarktis
Leider geht uns die Zeit langsam aus – und so wird's nichts mit einem kleinen Abstecher zum Südpol...
Stattdessen nehmen wir die berühmt-berüchtigte Drake-Passage in Angriff, nicht ohne uns zuvor von den letzten Eisbergen zu verabschieden. Die Überfahrt ist dann relativ sanft und die zwei Tage an Bord lassen uns die unglaublichen Eindrücke nochmals bei einem feinen Essen und einem Drink an der Bar Revue passieren.Ich bin der Meinung, das war....
... Spitze! Eine Reise in die Antarktis sollte sich jeder Naturliebhaber mit einer Affinität zum Reisen und einer Spur Abenteuerlust, einmal im Leben leisten. Es ist keine günstige Art seine Ferien zu verbringen – aber man kommt dennoch bestimmt reicher zurück. Unendlich reich an unvergesslichen Eindrücken und mit einem neuen Bewusstsein, wie klein und unbedeutend der Mensch eigentlich ist, oder sein sollte.
Angaben Reisebericht
Tipps
Eine gute Beratung zu den verschiedenen Schiffen ist wichtig.
Der Preis ist hoch, aber je nach Schiff ist schon sehr viel inklusive.
Die längere Route via Südgeorgien und Falkland wählen.
Ich empfehle eine Kombination mit Feuerland und Patagonien.
Früh genug anreisen. – Das Schiff wartet auf niemanden!
