Spitzbergen und die Könige der Arktis
von Monika Wildi
Eine Expeditionsfahrt mit einem kleineren Schiff ist wohl der beste Weg, um diesen Ort zu erkunden. Man kommt an unberührte Küstenabschnitte und macht Anlandungen mit den Zodaics. Jedes Schiff muss zwingend einen Eisbärenwächter dabei haben, damit man diesen prachtvollen Tieren nicht zu fällig an Land begegnet. Das wäre für Tier und Mensch gefährlich.
Schiff ahoi!
Die Umrundung von Spitzbergen mit einem erstklassigen Expeditionsschiff ist in jeder Hinsicht ein Genuss. Die Crew unseres Schiffes bietet lehrreiche Vorträge, spannende Interviews und köstliches Essen. Wir sind am nördlichen Ende der Welt und spannende Landschaften und Tierbeobachtungen erwarten uns.
Spiegelbild
Fantastisches Wetter lässt die Berge im Meer spiegeln. Wir fahren mit dem Schiff in den Tempelfjord ein. Unser Ziel ist der Tunabreen, einer der wenigen Gletscher weltweit, der in den letzten Jahren vorgestossen ist.
Gewaltiger Gletscher in Sicht
Wir beobachten wie der Kapitän die «Hanseatic» bis auf 105 Meter an die stark zerklüftete, etwa 25 Meter hohe Eisfront eines Gletschers heransteuert. Dank Sonnenschein kommen die fantastischen Blautöne des Eises gut zur Geltung.
Gefrässige Renntiere
Erste Anlandung mit den Zodiac beim Alkhornet am Ausgang des Isfjordes: Wir treffen auf eine Herde Rentiere, die uns neugierig beobachten, sich beim Fressen aber nicht stören lassen.
Viele verschiedene Vögel wie Dreizehenmöwen, Krabbentaucher und Dickschnabellummen fliegen um den 800 m hohen Berg, der ihnen als Brutfelsen dient.Höhenflüge
Unser Schiff wird immer wieder von verschiedenen Vögeln begleitet und umkreist. Manchmal dreht der gleiche Vogel eine halbe Stunde seine Kreise um das Schiff. Oft wundere ich mich, wer wohl wenn beobachtet.
Raues Leben auf den Spitzbergen
Ny Alesund verdankt seine Existenz dem Steinkohle-Bergbau um 1901. Bekannt wurde der Ort auch durch das Luftschiff «Norge 1926» mit dem Roald Amundsen (Norweger), Umberto Nobile (Italiener), Lincoln Ellsworth und Oscar Wisting (Amerikaner) als erste Menschen nachgewiesenermassen zum Nordpol, und darüber hinweg, bis nach Alaska geflogen sind.
Heute leben hier Forscher und der Besuch des Museums lohnt sich.Eisiges Gefängnis
Der Spitzbergen-Inseln sind für Menschen ein unwirtlicher Lebensraum und deshalb sind viele Projekte (Kohleminen, Jagd, Zeppelinflüge, etc. etc.) nach einiger Zeit gescheitert. Viele arme Menschen haben hier anfangs des 20. Jahrhundert ihr Glück versucht und meistens an den harschen Lebensbedingungen gescheitert.
Kalbernder Gletscher
Wir fahren an dem Gletscher vorbei an Land und unternehmen eine ca. 10 Kilometer lange Wanderung vom Rand des Lilliehöök-Gletschers aus. Wir laufen über eine Seitenmoränen in ein weites Tal, das in einen anderen Seitenfjord mündet. Der Weg über den Permafrostboden, über losen Moränenschutt und schliesslich durch einen Gletscherbach hindurch ist anstrengend.
Der König der Arktis
Eigentlich wollen wir am Magdalenenfjord morgens eine Anlandung machen und die Gräber der Walfängerzeit besuchen. Aber daraus wird nichts, weil wir glücklicherweise einen Eisbär an Land sichten. Der Kapitän schickt gleich die erste Gruppen mit dem Zodiac ins Wasser, damit wir den Eisbären vom Wasser aus beobachten können. Er ist entlang der Küste wohl auf Nahrungssuche. Bei einem Schneefeld rutscht er auf dem Bauch hinunter.
Schönheitsschlaf
Am Nachmittag landen wir auf der vorgelagerten Insel Amsterdamöya an. Auf der langgestreckten Landspitze befinden sich die Reste der holländischen Siedlung Smeerenburg ("Transtadt"). Diese war bis 1660 die grösste Walfängerstation auf Spitzbergen. Wir sehen Reste der alten Öfen, in denen das Öl aus dem Walblubber gekocht wurde.
Am Strand liegt eine Herde Walrossbullen, die wir beim Relaxen beobachten können.Eisbrechen
Das Ziel des Kapitäns ist die Packeisgrenze. Um diese zu erreichen pflügt sich der Eisbrecher einen Weg mit dem verstärkten Rumpf durch Schollen von (überwiegend einjährigem) weichem Meereis. Die Schollen zerbrechen an den dicken Stahlplatten vom Bug oder werden beiseitegeschoben, was zu unheimlichen Geräuschen und Erschütterungen auf dem Schiff führt.
Grüsse vom Nordpol
Gegen Mittag erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein unsere nördlichste Position: 81°30’N und 10°50’E. Von hier sind es nur noch 510 Seemeilen (oder für Landratten: 944 km) bis zum Nordpol. So weit nördlich werde ich wohl nie mehr kommen.
Endlose Eiswüste
Das Packeis verschiebt sich ständig und es ist durch Wind und Strömung in mehr oder weniger kleine Schollen zerbrochen. Zwischendurch legt sich ein gespenstischer Seenebel über dieses Packeis und dann scheint wieder die Sonne. Wir kreuzen durch eine wundervolle türkis-weisse Wunderwelt.
Was für Kontraste!
In der Nacht biegen wir südwärts in die Hinlopenstrasse ein, die die Hauptinsel von West-Spitzbergen von der zweitgrössten Insel des Archipels trennt. Ziel ist das Alkefjellet (norwegisch für "Lummenberg"), der grösste und spektakulärste Vogelfelsen Spitzbergens. Gewaltige Lummenschwärme fliegen über die Gletscherlandschaft zu den Felsen.
Alles Gute kommt von oben
In den Felsen brüten rund 60‘000 Seevogelpaare. Wir sehen vorwiegend Dickschnabel-Lummen, daneben auch einige Dreizehen- und Eismöwen sowie Gryllteisten. Dank spiegelglatter See können wir mit den Zodiacs ganz nahe an die Klippen heranfahren und die Vögel gut beobachten.
Der Lummensprung
Die erwachsenen Lummen haben einen relativ grossen Körper und kleine Flügel. Sie können nicht viel Nahrung für die Jungvögel im Flug transportieren. Deshalb hat die Natur den «Lummensprung» der Jungvögel entwickelt: Dabei wagen die etwa drei Wochen alten, noch flugunfähigen Küken einen Sprung aus den bis zu 40 Meter hohen Felsen hinab ins Meer. Wenn sie es schaffen, werden sie von den Eltern weiter gefüttert, bis sie flugfähig sind.
Meeresluft macht hungrig
Auf dem schiff werden wir den ganzen Tag mit verschiedenen Köstlichkeiten verwöhnt. Ein Höhepunkt bei schönem Wetter ist das Barbecue an Deck.
Ich staune immer wieder, was alles aus der kleinen Bordküchen gezaubert wird: Vielfältige Menüs à la carte für jeden Geschmack und zum Abschluss einen Käsewagen mit einer köstlichen Auswahl.Der grösste Gletscher Europas in Sicht
Der Austfonna ist der grösste Gletscher Europas. Er bildet hier eine über 200 km breite Gletscherfront. Wir haben grosses Glück, denn dank ruhiger See und Windstille können wir uns durch die Eisbrocken und kleinere Eisberge schlängeln. Das Schiff kann sich der Eiskante bis auf 100 m nähern.
Keine nassen Füsse
Die Gummistiefel werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Diese sind bei all den nassen Anlandungen in den Buchten sehr praktisch. Bei höherem Wellengang am Strand oder beim Schiff, kann das Ein- und Aussteigen in die Zodicas schon etwas abenteuerlich sein.
Der Kapitän wechselt das Boot
Welche eine Überraschung, auch der Kapitän steuert zwischendurch gerne ein Zodiac bei den Landausflügen.
Unser Kapitän ist auch bei der Mannschaft sehr beliebt, weil die Crew einen Teil der wunderbaren Landausflüge mitmachen darf. Die Crew ist top und die Abwechslung ist sicher sehr gut für ihre Motivation.
Angaben Reisebericht
Tipps
Ein kleines Expeditionsschiff buchen.
Eine Tour auswählen bei der die ganze Inselgruppe umrundet wird.
So oft wie möglich draussen an Deck stehen: Es gibt immer etwas zu sehen!
