Sudan – dem Nil entlang
von Agnes Langer
Ich werde äusserst positiv überrascht: Die öffentlichen Verkehrsmittel sind besser als in einigen anderen afrikanischen Ländern, man hat zum Teil sogar noch in der Wüste Internetempfang, und die Einwohner gehören für mich zu den gastfreundlichsten Menschen, die ich erleben durfte. Und auch wenn es ein konservativ muslimisches Land ist, erlebe ich die Leute mir als westliche und alleinreisende Frau gegenüber aufgeschlossener, als dass ich das erwartet hätte.
Zweite Station am Nil: Abri
Nach einem unvergesslichen, legendären Grenzübergang von Ägypten nach Sudan erreiche ich Wadi Halfa. Stunden und Aberstunden hat der Grenzübergang gedauert, mit allen Waschmaschinen und Fernsehern, die aus unserem Bus ausgeräumt und wieder eingeräumt werden mussten. Am nächsten Tag fahre ich mit einem komfortablen Minibus nach Abri. Ein «herziges» Dörfchen am Nil mit einem Guesthouse, das gerade umgebaut wird.
Abendstunden am Nil
Die Locals sind freundlich und zu Spässen aufgelegt und würden am liebsten ewig für Fotos posieren, wie hier der Herr, der sich auf dem Boot in Pose wirft.
Die Frauen von Nubien
Heute fahre ich mit dem Boot auf die gegenüberliegende Insel im Nil. Es ist schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, hier unentdeckt zu bleiben und nicht alle paar Meter in ein Haus eingeladen zu werden wie zum Beispiel bei diesen Frauen hier.
Die neugierigen Kids
Die Sonne ist glühend heiss, und ich mache mich auf den Rückweg. Da laufe ich diesen Schulkindern über den Weg, welche in mir, der weissen Blondine, selbstverständlich eine Abwechslung zu ihrem Alltag sehen und nach Fotos fragen.
Durch die Palmenhaine zum Soleb Tempel
Ich mache mich auf zum Tempel von Soleb. Die Sonne ist brütend heiss und die Palmfliegen treiben mich in den Wahnsinn.
Tempel von Soleb
Nachdem ich bei den Tempeln und Pyramiden in Ägypten durchaus nicht alleine gewesen bin, darf ich hier in Sudan Tempel und Pyramiden ganz für mich alleine geniessen. Natürlich fliesst hier auch viel weniger Geld und die Anlagen sind in weniger gutem Zustand als in Ägypten.
Kerma – unterwegs auf dem Pickup
In Kerma stranden ich und eine ältere englische Touristin in der Pampa bei einem Hotel, das geschlossen ist. Zum Glück fährt gerade ein Architekt vorbei, der ein neues Hotel am bauen ist vorbei, und wir dürfen kurzerhand auf seinem Pickup mitfahren. Anschliessend lässt er keine Ausrede gelten und lädt uns auf einen frischen Fruchtsaft ein. Die lokale Gastfreundschaft ist einfach beeindruckend.
Karima – frühmorgens auf den Jebel Barkal
Am frühen Morgen stehe ich auf, um bei angenehmen Temperaturen den «Berg» Jebel Barkal zu besteigen. Auf dem Weg dahin sind auch schon einige Schulkinder unterwegs und alle möchten gerne ein Foto von sich.
Nicht alleine beim Jebel Barkal
Zuerst stapfe ich durch den Sand zu den Pyramiden. Als ich rüber zum Jebel Barkal blicke, sehe ich eine riesige Gruppe von Leuten. Ich nähere mich ihnen und bemerke eine grosse Gruppe von Studenten. Sie sind extra aus der Hauptstadt Khartoum angereist und ebenfalls extrem versessen auf Fotos und Selfies.
Oben angekommen
Endlich sind wir alle oben auf dem Jebel Barkal angekommen und können einen fantastischen Ausblick nach Karima, auf den Nil und die Pyamiden genissen. Das Fotoposing geht weiter. Ich bin fasziniert von den jungen Frauen, wie sie ganz verschieden gekleidet sind. Einige haben nur die Augen frei und sind ganz in schwarz, andere tragen ein farbenfrohes Kopftuch.
Ausblick auf die Pyramiden
Ich sitze so da in T-Shirt und mit meinen blonden Haaren. Vor dem Grenzübergang von Ägypten her kommend, war ich mir nicht sicher, wie ich mich im Sudan kleiden soll. Darum machte ich es ganz simpel und fragte einfach die Locals. Sie meinten «Du bist Tourist, du musst kein Kopftuch tragen und T-Shirt ist auch absolut in Ordnung». Ich bin sehr positiv überrascht über die unerwartete offene Haltung mir als Touristin gegenüber. Eigentlich fühle ich mich hier aber nicht mal als Touristin sondern vielmehr als geschätzer Gast.
Abendessen in Karima
Abends öffnen die Essensstände, und ich mache mich auf Nahrungssuche, was im Sudan gar nicht so einfach ist. Nach zehn Tagen nur Falafel, Bohnen, Brot und Früchteshakes merke ich, dass ich nicht mehr so viel Energie habe. Darum gehe ich nun auf den Markt und kaufe Gemüse ein, damit ich mir einen Tomaten-Gurken-Salat zubereiten kann.
Auflug nach Nuri
Von Karima aus fahre ich mit dem Sammeltaxi zu den Pyramiden in Nuri. Auf dem Weg dahin mache ich einen Teestopp in Merowe. In Sudan ist das Chai- und Kaffee-Business normalerweisen in der Hand der Frauen.
Zwischenstopp in Atbara
Auf dem Weg von Karima zu den Pyramiden von Meroë/Begrawiya lege ich eine Übernachtung im Geschäftsstädtchen Atbara ein. Am Nachmittag gehe ich zu Fuss zum Markt, um mich mit Essen einzudecken. Ich werde ca. eine Stunde von einem vermeintlichen Geheimpolizisten verfolgt, bis ich ihm sage, dass er sich gefälligst verdünnisieren soll. Als ich auf dem Markt Gemüse einkaufe, weigern sich die Verkäufer, Geld von mir anzunehmen – ein Abend der Gegensätze.
Die Pyramiden von Meroë
Die Pyramiden von Meroë/Begrawiya sind wohl die grösste Sehenswürdigkeit in Sudan, und trotzdem bin ich neben einem sudanesischen Paar die einzige Touristin, die hier ist. Heute gönne ich mir zur Abwechslung eine superkomfortable Nacht im nahegegelegenen italienischen Zeltcamp.
Bei den Pyramiden von Meroë
Am frühen Morgen mache ich mich wieder auf den Weg zu den Pyramiden. Heute ist sogar auch ein Archäologe hier, und zwei Kids versuchen, mir ein Souvenir zu verkaufen. Ich kann ihnen aber nicht einmal etwas abkaufen, da ich mein Geld im Camp gelassen habe.
Die tanzenden und singenden Sufis
Beim Mahdi's Tomb finden während einer ganzen Woche Festivitäten statt. Die verschiedenen Sufi-Gruppierungen singen und tanzen, und es ist extrem faszinierend, ihnen bei diesem Spektakel zuzuschauen und sie singen zu hören.
Unter Männern
Hier bei den Sufi-Festivitäten sind hauptsächlich Männer unterwegs. Ich sehe zwar schon auch Frauen, aber im Verhältnis zu den Männern doch sehr wenige. Plötzlich sticht dieses Mädchen aus der Menge raus, sie ist mit ihrem Vater da.
Auf dem Markt
Fast bereue ich es, den Basar von Omdurman besucht zu haben. Das Gedränge ist schon fordernd. Ich finde aber ein Zwischengässchen mit ganz spannenden Shops und Antiquitäten.
Aus vergangenen Zeiten
Ich finde diesen Antiquitäten-Shop. Solche gibt es wohl nicht mehr viele zu finden. Allen möglichen Ramsch, alte Antiquitäten und ein ausgestopftes Krokodil könnte man hier ersteigern. Ein gewisses Indiana Jones Gefühl kommt auf – einfach wunderbar.
Traumhafte Bergkulisse von Kassala
Ich fahre mit dem Bus weiter bis nach Kassala zur eritreischen Grenze. Es ist eine lange Fahrt, die sich aber definitiv lohnt. Die Stadt ist wunderschön gelegen mit dieser Bergkulisse im Hintergrund.
Teestopp am Nachmittag
Lust auf Tee? Lässt sich arrangieren. Der Herr heizt erst mal das Feuer ein und das Wasser wird aufgesezt. Und dann gibts wunderbaren Chai.
Gesichter...
Als ich auf den Tee warte, läuft dieser ältere Herr in die Stube (wohl eher Garage), um zu sehen, was sich hier Spannendes abspielt. Er hat eine einnehmende Ausstrahlung, und ich frage ihn, ob ich ihn fotografieren darf. Ganz selbstverständlich und ohne eine Miene zu verziehen, steht er still.
Khatmiyah Moschee
Am Fusse der Taka-Berge liegt die Khatmiyah Moschee. Heute Abend findet eine Sufizeremonie statt und so bewegen sich die Bewohner des Dorfes langsam in Richtung Moschee.
Ein weiteres Gesicht
Kurz vor der Khatmiyah Moschee werde ich von der Mutter dieser jungen Frau gefragt, ob ich sie fotografieren möchte. Auch sie stellt sich ganz selbstverständlich vor die Linse. Mein Abschied vom Sudan rückt langsam näher, und ich kann sagen, dass es die Menschen sind, die den Sudan für mich ausmachen. Es sind weniger die Sehenswürdigkeiten die bestechen, sondern die Begegnungen mit den Menschen. Sie gehören für mich zu den gastfreundlichsten, die ich je erleben durfte.
Angaben Reisebericht
Tipps
Wer länger durch den Sudan reist, sollte allenfalls Vitamintabletten einpacken.
Ein Seidenschlafsack ist sehr zu empfehlen, da die Bettwäsche in den Guesthouses nicht regelmässig gewechselt wird.
In Khartoum den Sufitanz (freitags) und/oder die Nuba-Wrestler sehen.
