Auf der Seidenstrasse von Turkmenistan via Usbekistan nach Tadschikistan
von Jeanine Reinhard
Ashgabat – die weisse Stadt
Turkmenistan wird auch gerne als «Nordkorea von Zentralasien» bezeichnet. Oder als merkwürdiger Mix aus Nordkorea und Las Vegas. Beides ist irgendwie wahr. Uns verwirrt und beeindruckt fast mehr, dass die Stadt fast komplett in Weiss gehalten ist. Auch die Autos sind alle weiss. Die Sehenswürdigkeiten von Ashgabat liegen teilweise zehn Kilometer auseinander und erinnern mich an die Raumfahrt. Beim grössten Innenriesenrad der Welt gönnen wir uns eine Fahrt: Wir sind die einzigen Gäste, und die Maschine wird extra für uns gestartet.
Yangykala Canyon
Ein Inlandflug über die wüstenähnliche Gegend bringt uns in den Westen, in die Stadt Turkmenbashi. Hier in der Gegend befindet sich der wunderschöne Yangykala Canyon. Er befindet sich mitten im Nirgendwo, und wir sind auch hier die einzigen Besucher. Überhaupt fallen wir hier auf, andere Touristen lassen sich an einer Hand abzählen.
Der immer brennende Gaskrater
Der Darwaza Gaskrater wird auch als «Tor zur Hölle» bezeichnet. Seit er 1971 willentlich angezündet wurde, um die Verbreitung von Methangas zu stoppen, brennt es hier ununterbrochen. Der Weg von Ashgabat führt uns durch eine karge Landschaft, die plötzlich in Sanddünen übergeht. Irgendwo biegen wir von der asphaltierten, kaum benutzten Schnellstrasse ab und brettern in unserem 4x4 Fahrzeug durch die Gegend. Wir werden richtig durchgeschüttelt, bis schliesslich das grosse Loch im Boden auftaucht. Besonders eindrücklich ist es bei Dunkelheit, dann leuchtet es sehr hell. Uns gefällt es wider Erwarten äusserst gut hier.
Grenzübertritt nach Usbekistan
Waren wir in Turkmenistan der Einfachheit halber mit einem Fahrer und Guide unterwegs, so sind wir nun in Usbekistan auf uns alleine gestellt. Als einzige Touristen an der Grenze werden wir vorgelassen und schnappen uns aufgrund unterirdischer Russischkenntnisse mit Handzeichen einen Fahrer, der uns in seiner alten Karre nach Khiva fährt. Landschaftlich gesehen ist es hier ähnlich karg wie in Turkmenistan.
Khiva
Hier fühle ich mich ein bisschen an meine Reise in den Iran zurückerinnert. Khiva ist eine kleine Stadt mit einer hübschen Altstadt, verwinkelten Gassen und sehr freundlichen Menschen. Nur die enorme Hitze – und das im Juni – macht uns zu schaffen. In einem Supermarkt kaufen wir etwas Kleines. Da die Verkäuferin kein passendes Rückgeld hat, schenkt sie uns einen Kaugummi.
Ayaz Kala Fortress
Im Gegensatz zu Turkmenistan ist Usbekistan bei Touristen sehr beliebt, was uns zuerst ein bisschen überfordert. Wir buchen einen Taxifahrer, der uns zu den verschiedenen Ausgrabungsstätten in der Umgebung bringt. Einige Festungen sind sehr weitläufig, andere nur noch kleine Erdhaufen mit Steinplatten.
Nukus
Eine lange Fahrt bringt uns nach Nukus, eine Stadt im Norden. Die Stadt ist grossflächig und Atmosphäre sowie Gebäude sind sehr sowjetisch. Wir besuchten den Markt, der chaotisch erscheint. Eine Vielzahl an Ständen und Dingen für den Alltagsgebrauch werden hier verkauft. Wir stechen heraus und die freundlichen Marktleute heissen uns willkommen. Ein toller Ort zum Leute beobachten!
Traditionelles Essen
Nun gut, als Vegetarier hat man es in Zentralasien mehr als schwer. Das traditionelle Essen besteht in der Regel aus Plov, einem öligen Reisgericht mit Fleisch. Überhaupt gibt es in vielen Restaurants nur Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch, selten auch mal einen Tomaten-Gurkensalat. Eine kulinarische Erleuchtung bietet Usbekistan leider nicht, zumindest nicht für uns.
Schiffswracks von Moynaq
Als der Aralsee austrocknete, blieben zahlreiche Boote übrig. Heute stehen sie auf dem sogenannten Schiffsfriedhof im heruntergekommenen Dörfchen Moynaq. Sie sind verrostet und verlöchert, aber man darf auf ihnen herumklettern so viel man will. Der Wind bläst uns um die Ohren und es ist kühler als erwartet.
Nachtzug nach Buchara
Usbekistan ist das Zugland von Zentralasien. Neben alten Zügen gibt es hier auch neue Schnellzüge, mit denen sich das Land einfach entdecken lässt. Um nach Buchara zu kommen, kaufen wir Tickets für den Nachtzug. Die einheimischen Fahrgäste sind freundlich und wir erhalten frische Bettwäsche. Um zwei Uhr nachts erreichen wir den Bahnhof weit ausserhalb von Buchara.
Buchara
Die Stadt ist ein bedeutendes Handelszentrum an der Seidenstrasse und hat eine Vielzahl an Baudenkmälern. Zu Fuss erkunden wir die UNESCO-Altstadt, die wie Samarkand mit ihren blauen Mosaiken beeindruckt.
Taschkent
Die Hauptstadt von Usbekistan fasziniert uns sehr. Sowjetische Architektur wohin das Auge blickt. Wir besuchen ein kleines Freilufteisenbahnmuseum, wo die verschiedenen Lokomotiven ausgestellt sind. Die Freizeitparks in der Stadt sind am Wochenende rege besucht. Besonders gut gefallen uns hier auch die schönen U-Bahn-Stationen.
Samarkand
Mit dem Zug fahren wir weiter nach Samarkand, einem weiteren Highlight entlang der Seidenstrasse. Samarkand steht Buchara in nichts nach – der Registan Palast ist besonders eindrücklich. Hier treffen wir die meisten Touristen und müssen jeweils eine Mittagspause einlegen, da die Sonne unbarmherzig auf uns hinunterbrennt.
Grenzübertritt nach Penjikent, Tadschikistan
Es ist an der Zeit für ein neues Land. In Samarkand schnappen wir uns einen Taxifahrer, der uns in Windeseile an die Grenze zu Tadschikistan befördert. Das erste Kaff hinter der Grenze ist Penjikent, ein ruhiges Dorf, in dem nicht viel läuft und es auch nichts zu sehen gibt. Ist Usbekistan vor allem für Kultur- und Geschichtsinteressierte spannend, so beeindruckt Tadschikistan mit seiner unglaublichen Landschaft.
Wanderung zu den 7 Lakes
Das Fan-Gebirge in der Umgebung von Penjikent ist bekannt fürs Wandern. Ausgeschilderte Wanderwege sind hier allerdings nicht zu finden, darum ist die Gegend eher etwas für Abenteurer mit Zelt und Selbstversorgung. Wir entschieden uns für eine Wanderung zu den sieben Seen, die sich auf dem Weg zu einem Gipfel befinden. Alle Seen können mit dem Auto erreicht werden, so dass es hier nicht ganz so idyllisch ist, wie ich es mir vorgestellt habe.
Duschanbe, die Hauptstadt von Tadschikistan
Am nächsten Tag teilen wir uns mit ein paar Einheimischen ein Taxi, das uns nach Duschanbe bringt. Die Fahrt entlang der Berge ist atemberaubend schön, auf dem Pass oben gibt es sogar noch Schnee. Duschanbe wieder eine sowjetisch angehauchte Stadt mit einer Reihe von imposanten Gebäuden. Die Hitze steigt hier ins Unermessliche, so dass das Erkunden zu Fuss anstrengend ist. Die Stadt ist sehr aufgeräumt, sauber und hat ein leicht europäisches Flair.
Abenteuerliche Fahrt nach Khorog
Wir lernen Schweizer kennen, die sich in Kasachstan einen alten russischen Kleintransporter der Firma UAZ gekauft und diesen umgebaut haben. Mit ihnen nehmen wir die lange Fahrt zum Ausgangs- oder Endpunkt des Pamir Highway in Angriff. Bereits wenige Kilometer ausserhalb von Duschanbe kommt das Fahrzeug zum Erliegen, und wir müssen eine Reparaturpause einlegen. Entlang der afghanischen Grenze verändert sich die Landschaft und die Strasse wird schlechter.
Afghanischer Markt in Khorog
Jeden Samstag dürfen Afghanen über die Brücke in einen abgesperrten und bewachten Bereich auf der tadschikistanischen Seite kommen, um ihre Waren zu verkaufen. Für uns ist es besonders interessant, die ganz anderen Gesichter zu sehen. Frauen zeigen uns hier, wie sie mit einem Stein ihre Wimpern schwarz färben.
Wakhan-Korridor
Mit unserem Fahrer Maruf starten wir die Reise über den Pamir Highway in Richtung Kirgistan. Die Strasse durchquert das Pamirgebirge und ist aufgrund der Höhe nur im Sommer befahrbar. Entlang der Strecke gibt es etliche kleine Dörfer sowie sehr, sehr einfache Siedlungen, in denen man übernachten kann. Wir entschieden uns für die Route entlang dem Wakhan-Korridor, sprich entlang der Grenze zu Afghanistan. Es ist komisch, dem unbekannten Land so nahe und doch so fern zu sein. In einem Dorf werden wir von jungen Mädchen begeistert angesprochen und sogleich zu ihnen nach Hause eingeladen. Sie freuen sich riesig, dass wir die Einladung trotz Sprachbarrieren annehmen.
Pamir Highway
Bald klettert die Strasse höher und die Landschaft verändert sich. Ich stelle mir vor, dass es auf dem Mond ähnlich aussieht. Das Wetter ist aufgrund der Höhe unberechenbar: Es regnet und ist kalt. Trotzdem unternehmen wir einige kurze Wanderungen. Die Natur hier ist noch sehr unberührt, einzig die vielen chinesischen Lastwagen stören. In Murghab probieren wir Yak-Glacé.
Angaben Reisebericht
Tipps
Die Schnellzüge in Usbekistan können früh ausgebucht sein. Unbedingt vorreservieren.
Im Hochsommer können die Temperaturen gegen die 40 Grad erreichen. Besser ist: Frühling/Herbst.
Der Pamir Highway ist nur von ca. Ende Mai bis Ende September offen. Eine Akklimatisierung an die Höhe ist empfohlen.
