Nordkorea - Wie im Film
von Agnes Langer
Pyongyang - Ankunft
Der Flug mit Air Koryo von Peking nach Pyongyang ist für mich wie der Beginn eines einwöchigen Filmes. Während einer Stunde an Bord flimmert ein Konzert über den Bildschirm, bei dem am Ende jedes Stückes die Kamera auf auf ein männliches Militärpublikum schwenkt, dass mienenlos applaudiert.
Am Flughafen Pyongyang angekommen, wird wie erwartet mein Laptop durchsucht, aber nach wenigen Minuten werde ich durchgewunken und meine beiden Guides empfangen mich.Pyongyang - Pizza zum Nachtessen
Die Hauptstadt begrüsst mich mit vielen modernen Gebäuden. Schon am Flughafen war ich überrascht, wie modern und blitzblank der Flughafen ist. Schon erstaunlich, wenn man diesen Flughafen zum Beispiel mit dem in Kathmandu vergleicht. Absurd.
Auf der anderen Strassenseite dieser Hochhäuser esse ich mit meinen Guides und dem Fahrer Pizza in der ersten Pizzeria Nordkoreas. Und siehe da, it ain't bad!Pyongyang - den Kims Respekt zollen
Heute morgen besuchen wir als erstes die wichtigste Sehenswürdigkeit Pyongyangs: Die beiden Bronzestatuen von Kim Il-sung und Kim Jong Il. Ich werde aufgefordert Blumen als Spende zu kaufen und ich schreite sonnenbrillenlos (die sind nicht erlaubt) in der grellen Morgensonne zur Lautsprechermusik den Hügel hinauf. Vor den beiden Statuen verbeugen wir uns und ich lege die Blumen zu Füssen der beiden Kims nieder. Ich versuche nicht zu werten, sondern beobachte und sauge meine Umgebung auf. Es ist schwierig.
Pyongyang - Palast der Schulkinder
Wir besuchen den Palast der Schulkinder. Hier werden uns Touristen Musik- und Tanzvorführungen der Schulkinder präsentiert. Es wird demonstriert, wie geschätzt die Kinder dieses Landes sind und wie unterstützt und gefördert sie werden. Die Kinder sind weltklasse, aber ich fühle mich trotzdem wie im Kinosaal meines einwöchigen Filmes.
Pyongyang - 100 Meter unter Grund
Mit meinen Guides fahre ich mit der Rolltreppe 100 m unter Grund zu einer U-Bahn-Station. Die Fahrt scheint mir ewig, aber unten erwartet mich eine wunderschöne Station. Immer wieder fahren Züge ein und viele Leute steigen aus und ist stehe mitten im Gewusel. Ich werde nicht angestarrt als einziger Tourist sondern eher gar nicht gross wahrgenommen. Die zwei Augenpaare meiner beiden Guides wachen aber stetig über mich.
Nampo - Mineralwasserproduktion
Für heute steht ein Tagesausflug in Richtung Nampo auf dem Programm. Am morgen besuchen wir eine Kooperative und deren Garten und am Nachmittag darf ich echtes nordkoreanisches Mineralwasser schlürfen. Ganz stolz drückt uns der Produktionsleiter je eine grüne Flasche in die Hand und erklärt, welche gesunde und verdauungsfördernde Wirkung dieses Mineralwasser hat.
DMZ - Ab an die Grenze!
Am Morgen früh brechen wir auf und brettern ganz alleine mit unserem Minivan über den leeren, aber mit vielen Schlaglöchern besetzter Highway in Richtung Süden zur DMZ - der demilitarisierten Zone.
Völlig überdreht und voller Freude lasse ich mich händeschüttelnd ablichten. Der gute Herr mit kurzer Krawatte versucht die Fassung zu wahren und verzieht keine Miene.DMZ
Fasziniert schauen wir dem Wachwechsel zu.
DMZ - Bild mit Wache
Hier an der demilitarisierten Zone muss man sich anständig kleiden und so zeigen wir uns alle von der besten Seite.
DMZ - Grenzaussicht
Hier beim Aussichtspunkt auf die Mauer werden die ganz grossen Geschütze an Fernrohren aufgefahren.
Ich wusste bis dahin gar nicht, dass eine Mauer zwischen Nord- und Südkorea verläuft. Der Ort ist für mich sehr bizarr: Der Militäroberst erklärt, dass das Land zwischen hier und der Mauer stark vermint ist. Unten aus dem Tal plärrt mitten in der Natur amerikanische Musik aus Lautsprechern und wir entdecken durch die Feldstecher Leute in dem stark verminten Landstreifen.Kaesong - Liebe streuen
In Kaesong esse ich fürstlich zu Mittag - wie die Könige damals. Das ist die beste Mahlzeit neben der Pizza in Pyongyang. Dann streue ich etwas Liebe in Nordkorea beim Bäumeumarmen im alten konfuzianischen Lehrinstitutskomplex, dem Koryo-Museum.
Myohyang - Ein Stück Natur
Heute steht ein langer Tagesausflug ab Pyongyang auf dem Programm: Wieder ganz alleine auf dem Highway fahren wir in den Norden nach Myohyang. Der Ausblick auf die grünen Berge vom "Café der Internationalen Freundschaftsausstellung" ist einfach toll und bringt eine willkommene Abwechslung.
Myohyang - Die Internationale Freundschaftsausstellung
Die Internationale Freundschafsausstellung muss man mit eigenen Augen gesehen haben, um zu glauben, dass so etwas überhaupt existiert. Die beiden riesigen Gebäude beherbergen tausende und tausende von Geschenken von prominenten Persönlichkeiten, Politikern und Organisationen aus aller Welt an die Kims. Die Dame im weiss-hellblauen traditionellen Gewand leitet uns durch die langen Gänge und die vielen Räumen.
Myohyang - Pohyong Tempel
Gleich in der Nähe der internationalen Freundschaftsausstellung befindet sich eine buddhistische Tempelanlage. Unsere Guide-Dame erklärt stolz, dass sie Buddhistin sei. Im Tempel werde aufgefordert etwas zu spenden und zu beten.
Ryongmun Tropfsteinhölen
Auf dem Rückweg von Myohyang besuchen wir den riesigen Tropfsteinhölenkomplex von Ryongmun. Meine armen, hilflosen Guides müssen sich mit mir in einer sehr gedämpften Stimmung rumschlagen. Guide Joe liess mich vorhin nicht aus dem Fahrzeug aussteigen und zu den Kindern gehen, da "gewisse Leute von Touristen Angst hätten". Ich bin sprachlos und traurig.
Auf an die Ostküste
Wieder eine lange Fahrt über sehr viele Schlaglöcher auf dem Weg in Richtung Wonsan. Ich frage O, welcher Ort ihr denn von allen besuchten Touristenorten am besten gefalle und sie meinte, dass das definitiv Wonsan mit dem schönen Strand sei.
Unterwegs
Auf dem Weg machen wir einen Abstecher zum Ulim Wasserfall und halten bei diesem Aussichtspunkt an. Ich muss schon sagen, das Panorama in Nordkorea ist echt nicht schlecht.
Ulim Wasserfall
Beim Wasserfall blühen auch meine beiden Guides richtig auf und fotografieren sich gegenseitig mit ihren Handys in allen möglichen Posen, ganz in asiatischer Manier, vor dem Ulim Wasserfall. Ich ziehe nach.
Trübes Wetter in Wonsan
In der Hafenstadt Wonsan erwartet und allerdings grau-trübes Regenwetter. Trotzdem spazieren wir zu dritt den menschenleeren Stränden entlang. Meine Stimmung sinkt. Alles macht auf mich so einen deprimierenden Eindruck, der Regen hilft dabei nicht wirklich. Joe fragt mich, was mich denn bedrückt und ich antwortete ihm unverblümt, dass mich so vieles, dass ich in diesem Land sehe und erlebe, mich sehr traurig mache. Der arme Joe antwortet erstaunt, "oh, that makes me now sad too."
Wonsan - Aufheiterung
Aufheiterung bringt unser Fahrer Ju: Er ist über den Besuch in Wonsan mehr als nur erfreut. Am Nachmittag marschiert er mit erhobenem Finger vor uns her und ruft euphorisch das Wort "Jogeeeee" wiederholt. Dabei meint er Muscheln. Und so sei es, wir sitzen zu viert um den Muschelgrill, während ich als Vegetarier an meinen trockenen Kräckers kaue.
Wonsan - Die Strände
Am nächsten Tag lässt sich dann endlich die Sonne blicken. Auf dem Weg nach Kumgang legen wir in einem Kaffee am Strand einen Stopp ein. Ich besorge unserer Truppe Snickers, importiert aus China, während meine Guides die Karaokeanlage zum Laufen bringen. Und so trällern wir vor uns hin.
Samil Lagune
Nach dem Mittagessen, das wir ganz alleine in dem riesigen Saal unseres Hotel in Kumgang bekommen haben, besuchen wir die Samil Lagune ganz in der Nähe.
Fehlstart
Ganz zufrieden geniessen wir die Ruhe, bis plötzlich aus dem Nichts einen ohrenbetäubenden Knall gibt und der Boden bebt. Am Himmel sehen wir noch etwas grauen Rauch. Meine beiden Guides schauen etwas verstört drein.
Zwei Wochen später lese ich in der Zeitung, dass es in Nordkorea an der Ostküste einen fehlgeschlagenen Raketenstart gab. Ich bin überzeugt, dass ich den erlebt hatte.Wanderung zum Kuryong-Wasserfall
Am Nachmittag wandern wir von Kumgang zum Kuryong-Wasserfall. Landschaftlich könnte man sich da auch in einer Schlucht in der Schweiz befinden.
Rückfahrt Kumgang-Pyongyang
Die Reise nähert sich langsam dem Ende, wir haben eine lange Tagesfahrt zurück nach Pyongyang vor uns. Es war eine anstrengende Reise gewesen: Ein sehr straffes Programm, viele Gedanken, Eindrücke und eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich habe meine Guides nicht mit unzähligen kritischen Fragen gelöchert, im Gegenteil, sondern einfach gesehen, beobachtet und erlebt. Was bleibt sind meine ganz eigenen Eindrücke dieser sehr speziellen Reisedestination und den Bemühungen der Menschen.
Angaben Reisebericht
Tipps
Soweit möglich: Unvoreingenommen sein
Ein paar Snacks von zu Hause mit einpacken
Pizza essen in Pyongyang
Mal alles politische bei der Seite lassen und die Natur entdecken
