Mit der Eisenbahn von Europa nach Asien
von Cornelia Lötscher
St. Petersburg, Venedig des Nordens
Die Einheimischen nennen ihre Stadt liebevoll "Piter". Die beeindruckende Architektur erinnern mich an die Grösse Russlands mit seiner Zaren-Vergangenheit. Im Soviets – bei Google unter "Kvartirka" zu finden – trinke ich das feinste Honigbier und tauche in richtig sowjetisch-russisches Ambiente ein.
Der Katharinenpalast liegt ca. 50 Kilometer südlich von St. Petersburg und beherbergt das berühmte, 2003 rekonstruierte Bernsteinzimmer.Meine erste Zugfahrt überrascht
Ich wusste, dass ich ein 1. Klasse Ticket von St. Petersburg nach Moskau habe, aber dass es so komfortabel sein würde, überrascht mich dann doch. Champagner, Essen, Schlafmaske, Hausschuhe – alles inklusive. So reisen also die Neurussen, oder die Touristen, wie meine mexikanischen Zugnachbaren.
Moskau ist die Stadt des Wandels
Bei einer Free Walking Tour rund um den Roten Platz erfahre ich, dass an einem Platz, wo einst die Christus-Erlöser-Kirche stand, später eine halbfertige Leninstatue aufgestellt wurde, danach ein Schwimmbad und nun steht wieder die originalgetreu Kirche da. Am Abend fahre ich mit der U-Bahn zu der berühmten Fussgängerzone Arbat. Die Stadt ist berühmt für ihre schönen U-Bahnstationen.
Die Grenze zwischen West und Ost
In der Stadt Jekaterinburg besuche ich einen Markt. Das Angebot dort zeigt mir, dass ich immer weiter Richtung Osten fahre und geografisch gesehen bereits in Asien bin. Nur wenige Kilometer westlich liegt die offizielle Grenze zwischen Europa und Asien. Ich besuche auch die Grabstätte der letzten Zarenfamilie, wo mittlerweile ein Kloster mitten im Wald steht.
Spuren aus Stalins Zeiten
Ich wusste, dass Stalin als einer der härtesten Führer galt, aber was ich hier sehe, lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Er liess Tausende Menschen umbringen. Jene, die in den Arbeitslagern starben, oder es gar nicht erst soweit schafften, wurden in der Nähe von Jekaterinburg begraben. Die Gedenkstätte berücksichtigt alle grossen Glaubensrichtungen.
Erlebnis im Wald
Sergej begrüsst mich bereits mit Champagner und selbstgebranntem Beerenlikör. Das kleine Paradies liegt mitten im Wald an einem Teich, in dem heute morgen noch mein Abendessen schwamm. Es gibt auch eine Privatsauna und ein Massageangebot. Dies ist Entspannung pur. Ganz nach russischer Art werde ich später in der Sauna mit einem Bündel Birkenblätter abgeklatscht.
Die Natur mal von oben
Zum Glück gibt es das Uralgebirge. So habe ich die Möglichkeit die schöne Landschaft, die ich ansonsten immer nur aus dem Zugfenster sehe, von erhöhtem Standort aus zu betrachten. Dieser kleine Berg liegt nicht weit von Sergej’s Paradies entfernt und er hilft einem, da hinzufinden. Auf diesem Berg befinden sich auch etliche Sendeantennen, da es hier noch nicht so viele Erhöhungen gibt. Auf das Foto kam natürlich nur die schöne Aussicht.
Willkommen in Sibirien
In Novosibirsk steige ich aus der Eisenbahn aus und fahre mit dem Bus weiter nördlich nach Tomsk. Die Busfahrt ist halsbrecherisch, der Fahrer kennt die Strecke wohl gut und dementsprechend schnell fährt er. In der Dunkelheit erreiche ich dann heil Tomsk, das für seine gut erhaltene sibirische Baukunst bekannt ist.
Eine Insel im grössten Süsswasserreservoir der Welt
Fünf Stunden dauert die Fahrt mit dem Minibus von Irkutsk auf die Insel Olchon. Die riesige Insel im Baikalsee erinnert mich an die Mongolei: die Weite und die Steppen. Auch der See ist so gross, dass das Gefühl aufkommt am Meer zu sein. Absolut sehenswert.
Tourismus in Russland
Heute komme ich von er schönen Insel Olchon wieder zurück nach Irkutsk zurück. Im touristischen Zentrum der Stadt sehe ich auch einige nachgebaute Häuser im sibirischen Baustil und vor allem viele Touristen. Hauptsächlich Chinesen. Entsprechend gross ist auch die Auswahl der Restaurants: vom Amerikaner bis zum Italiener, Russen, Chinesen und dem Koreaner ist alles dabei.
Angekommen in China
52 Stunden dauert die Zugfahrt von Irkutsk nach Harbin in China. Rund zehn Stunden davon verbringe ich im Zug an der Grenze.
Kann man einen Kulturschock verhindern, wenn man langsam nach China reist? Diese Frage stellte ich mir letztes Jahr, als ich das Land besuchte. Die Antwort habe ich nun: Nein, kann man nicht, denn China ist so anders als Russland oder jedes andere Land.Die Stadt des Eisfestivals
Harbin hat nicht viel zu bieten, zumindest nicht während 11 Monaten im Jahr. Nur im Januar, wenn das Eisfestival stattfindet, lebt die Stadt auf. Ich besuche dazu eine kleine Ausstellung auf der Sun Island in einer gekühlten Halle. Auf dieser Insel ist auch sonst alles künstlich angelegt: von der Tropfsteinhöhle bis zum Wasserfall. Die Chinesen lieben dies offensichtlich.
Peking und seine Paläste
In Peking angekommen besuche ich den Sommerpalast. Er hat eine der schönsten Gartenanlagen weltweit. Ich schlendere um den grossen See herum, sehe viele offene Lotusblüten und überquere etliche Bogenbrücken. Anschliessend erklimme ich die Anhöhe in Richtung "Pavillon des buddhistischen Wohlgeruches". Zum Schluss sehe ich die alten Arbeiterquartiere, die ich am interessantesten finde.
Karstberge im Süden Chinas
Mit dem Schiff geht es von Guilin nach Yangshuo. Ich werde zwischen eine Reisegruppe gepfercht und erfahre endlich, wie sich die vielen Chinesen immer fühlen, die in so einer Grossgruppe reisen. Die schöne Landschaft entschädigt mich aber für alle Strapazen. Das Motiv der 20-Yuan-Note wurde auf diesem Fluss entworfen.
Mit dem Fahrrad durch Reisfelder
Mein persönlicher Führer spricht sehr gutes Deutsch, dies obwohl er nie ausserhalb von China war. Ich bin überrascht. Mit dem Fahrrad fahren wir die wenig befahrene Strasse von meinem Hotel in ein Tal hinein. Rund um uns ragen die Karstberge auf. Mein Guide zeigt mir die speziellsten Bergformationen und viel verschiedenes Gemüse, das wir auf dem Weg sehen. Besonders interessant ist zu sehen wie Erdnüsse wachsen.
Zu Fuss sieht man mehr Details
Mein Hotel liegt schön ruhig in der Natur. Quasi vor der Haustüre wandern wir entlang von Feldern, überqueren kleine Flüsschen und sehen vor allem viele Tiere, Schneckeneier, Libellen, Heuschrecken, Enten und noch vieles mehr. Wandern in dieser traumhaften Umgebung ist definitiv ein Muss.
Angaben Reisebericht
Tipps
Das Essen in der Transsibirischen Eisenbahn lässt zu wünschen übrig. Ein Tupperware mit etwas Vorrat ist empfehlenswert. Gemüse ist Mangelware, auch an den Ständen am Bahnhof.
Alkohol darf man währen der Fahrt nur noch den im Zug gekauften trinken.
Für die Fahrt in der 2. Klasse lohnt es sich evt. einen Doppelstecker und ein Verlängerungskabel mitzunehmen.
